2412112 "Wir armen Leut" - Wie das Fragment "Woyzeck" von Georg Büchner auf der Bühne zur vorläufigen Vollendung findet In Kooperation mit der Landesbühne Nord

Mit „Woyzeck“ hat Georg Büchner (1813­­–1837) eines der bedeutendsten Fragmente der Dramenliteratur hinterlassen. Der Soldat Woyzeck kümmert sich um seine Freundin Marie und das uneheliche Kind und erträgt Demütigungen und Menschenversuche, um für seine kleine Familie zu sorgen. Durch Eifersucht und Halluzinationen wird er jedoch vom Opfer seiner Umstände zum Täter. Seit vor 110 Jahren die Uraufführung von „Woyzeck“ erfolgte, wirft die Inszenierung des Fragments wiederkehrende und auch immer wieder neue Fragen auf, beispielsweise zum Thema Femizid. Zu den üblichen Fragen gehört die Reihenfolge der Szenen, die von Büchner keine Nummern bekamen, weil er noch nicht in einer fortgeschrittenen Phase der Erarbeitung war – er starb mit 23 Jahren, während er an „Woyzeck“ arbeitete. Über den Umgang mit dem fragmentarischen und dem aktualisierten Hinterfragen der Thematik von Büchners einflussreichstem, bekanntestem und meistgespieltem sozialen Drama des Realismus wird anhand der Bühnenrealisierung des Antihelden „Woyzeck“ gezeigt, wie diskursiv, herausfordernd und bereichernd die Realisierung eines Dramenfragments auch im Jahr 2023 sein kann – aus Sicht der Regie, genauso wie aus dramaturgischer Perspektive.